stera skia

ein virtuelles anaglyphisches Schattentheater in 8 Szenen, 6-Kanal-Videoprojektion auf das alte Gradierwerk zur lichtsicht 5, Bad Rothenfelde, 12 x 100 m, 09:51 min., kein Ton

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Auf der Wand des alten Gradierwerks in Bad Rothenfelde ist der Betrachter mit einer von Tim Otto Roth entwickelten besonderen Art des Schattenspiels konfrontiert: Menschenschatten bewegen sich über die hundert Meter lange Wand. Die Schattenwürfe der an das Gradierwerk angrenzenden Straße ziehen vor dem Auge des Betrachters vorbei. Die Schatten geometrischer Figuren drehen sich im Scheinwerferkegel. Auf den ersten Blick irritieren die Schatten aufgrund ihrer roten und blauen Ränder.
Das Geheimnis, das sich hinter diesen ‚merkwürdigen‘ Schatten verbirgt, erschließt sich dem Betrachter, wenn er die Projektionen auf dem Gradierwerk durch eine Anaglyphenbrille betrachtet. Beim Blick durch die roten und blauen Filtergläser wandeln sich die flachen Schatten zu körperhaften Figuren im Raum. Sie lösen sich von der Projektionsfläche, bewegen sich auf den Betrachter zu, so dass er sich in ihnen zu bewegen glaubt, oder dehnen sich nach hinten in die Wand aus Schwarzdorn aus. Dieses optische Phänomen wird dadurch erzeugt, dass Tim Otto Roth für sein Schattentheater keine klassische weiße Lichtquelle verwendet, sondern in der Computersimulation mit rotem und blauem Licht arbeitet.

Tim Otto Roths langjährige Auseinandersetzung mit Schattenbildern und seine Arbeit im öffentlichen Raum finden in sterea skia auf besondere Weise zusammen. Inspiriert ist die jüngste Schattenarbeit von der Frage, wie sich unser alltägliche Wahrnehmung verändern würde, wenn die Erde nicht von einer, sondern von zwei verschiedenfarbigen Sonnen beschienen würde – die überwiegende Zahl an Sonnensystemen bestehen aus mehr als nur einem zentralen Stern. Von dieser Überlegung ausgehend simuliert er im Computer einen Tagesablauf mit einer roten und blauen Sonne. Dieselben Szenerien läßt er aber auch im Licht von einen roten und blauen Scheinwerfer Schatten werfen, die nach einem völlig anderen Raumschema funktionieren. Die acht Schattenszenen auf der Wand des Gradierwerks animieren so dazu, einen neuen Blick auf die vermeintlich bekannten, uns alltäglich umgebenden Schatten zu werfen. 

stera skiaSterea skia ist eine Auftragsarbeit für die lichtsicht 5, die unter der künstlerischen Leitung von Peter Weibel steht. Weiterer teilnehmende Künstler der Projektionsbiennale sind Daniel Crooks, Holger Förterer, Eyal Gever, Ryoji Ikeda, William Kentridge, LASACT, Random International, rosalie und Robert Wilson.

Laufzeit: 18. September 2015 7. Februar 2016. Eröffnung: 18. September 2015, 19h. Die genauen abendlichen Projektionszeiten und die Anfahrt sind der Webseite der Lichtsicht 5 zu entnehmen. Eintritt frei.

Projektassistenz: Miriam Seidler, Wonbaek Shin, Jun Park
4D-Modell: Fachbereich für Mathematik und Informatik der FU Berlin
Die Simulationen wurden erstellt mit:

stera skiaEin ausführlicher Katalog mit Texten von Idis Hartmann and Peter Weibel ist im Kehrer Verlag erschienen.

stera skia Sterea skia als begehbares Environment in der Ausstellung XX oder der 'Mummelsee in der Pfanne', Februar - Mai 2016, Städtische Galerie, Offenburg.

stera skia Sterea skia als wandfüllende Arbeit und Animation (Obstruction) im Kontext der Ausstellung Light From the Other Side, 9. November 2016 - 13. Januar 2017, Goethe Institut, Washington DC.

Weitere schattenbezogenen Arbeiten von Tim Otto Roth: ars umbra.

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