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sterea skia

Der Werkzyklus sterea skia macht auf ein Phänomen aufmerksam, von dem wir alltäglich umgeben sind: Schatten. Tim Otto Roth erzeugt sie auf besondere Art und Weise. Er beleuchtet Gegenstände nicht mit einer Lichtquelle, sondern mit zwei unterschiedlichen, die mit etwas Abstand voneinander positioniert werden. Rotes und blaues Licht mischen sich. Dort wo die Schatten der beiden Lichtquellen aufeinander treffen, entspricht der schwarze Schatten unserer Vorstellung von einem Schatten. Dort wo die Schatten nicht deckungsgleich sind, sondern nur mit rot bzw. nur mit blau belichtet wurde, hat der Schatten einen farbigen Rand. Dieser Effekt ermöglicht eine besondere Raumwahrnehmung.
Beim Blick durch die roten und blauen Filtergläser einer Anaglyphenbrille wandeln sich die flachen Schatten zu körperhaften Figuren im Raum. Sie lösen sich von der Projektionsfläche und je nachdem, wie man die Brille aufsetzt, bewegen sie sich auf den Betrachter zu, so dass er sich in ihnen zu bewegen glaubt, oder dehnen sich nach hinten in die Wand aus.
Je nach Präsentationskonzept arbeitet Tim Otto Roth analog auf Polaroid und Farbfilmaterial oder er entwirft im Computer einen Raum oder eine Szene, die mit unterschiedlichen Lichtquellen auf eine imaginäre Leinwand beleuchtet werden.



Die Philosophie

Tim Otto Roths langjährige Auseinandersetzung mit Schattenbildern und seine Arbeit im öffentlichen Raum finden in sterea skia auf besondere Weise zusammen. Inspiriert ist diese Schattenarbeit von der Frage, wie sich unser alltägliche Wahrnehmung verändern würde, wenn die Erde nicht von einer, sondern von zwei verschiedenfarbigen Sonnen beschienen würde – die überwiegende Zahl an Sonnensystemen bestehen aus mehr als nur einem zentralen Stern. Von dieser Überlegung ausgehend simuliert er im Computer einen Tagesablauf mit einer roten und blauen Sonne. Dieselben Szenerien lässt er aber auch im Licht von einen roten und blauen Scheinwerfer Schatten werfen, die nach einem völlig anderen Raumschema funktionieren. Sterea skia animiert so dazu, einen neuen Blick auf die vermeintlich bekannten, uns alltäglich umgebenden Schatten zu werfen.

Doppelsternsystem SS Leporis aufgenommen mit dem VLT Interferometer auf dem Paranal Observaotorium in Chile. Credit: ESO/PIONIER/IPAG

Technik

Die Schattenszenarien für sterea skia entstehen sowohl analog als auch digital. Werden einerseits Schatten direkt auf Polaroid oder Film festgehalten, so werden die umfangreicheren Schattenspiele für Raumansichten und Projektionen im Computer simuliert. Hier entwirft Tim Otto Roth ganze Straßenzüge oder modelliert Kunstwerke nach, um den Betrachter in das Raumszenario zu versetzen. In dem so erschaffenen virtuellen Schattentheater kann der Betrachter Alltagsszenen zwischen Natur und Kultur auf eine völlig neue Art und Weise erleben.

Simulationsumgebung in "Blender" für die 100 Meter lange Projektionsfläche in Bad Rothenfelde 2015.

Die Simulationen wurden hergestellt mit:
Weitere schattenbezogene Projekte von Tim Otto Roth: ars umbra.



Tim Otto Roth hat für die Präsentation von sterea skia an der 12 Meter hohen und 100 breiten Wand des alten Gradierwerks in Bad Rothenfelde eine besondere Art des Schattenspiels entwickelt: Menschenschatten bewegen sich über die Wand. Die Schattenwürfe der an das Gradierwerk angrenzenden Straße ziehen vorbei. Die Schatten geometrischer Figuren drehen sich im Scheinwerferkegel. Auf den ersten Blick irritieren die Schatten aufgrund ihrer roten und blauen Ränder. Das Geheimnis erschließt sich, wenn der Betrachter die Projektionen durch eine Anaglyphenbrille betrachtet. Die flachen Schatten werden zu körperhaften Figuren im Raum. Sie lösen sich von der Projektionsfläche, bewegen sich auf den Betrachter zu oder dehnen sich nach hinten in die Wand aus Schwarzdorn aus. Dieses optische Phänomen wird dadurch erzeugt, dass Roth keine weiße Lichtquelle verwendet, sondern in der Computersimulation mit rotem und blauem Licht arbeitet. Inspiriert ist die Arbeit von der Frage, wie sich unsere alltägliche Wahrnehmung verändern würde, wenn die Erde nicht von einer, sondern von zwei verschiedenfarbigen Sonnen beschienen würde – die überwiegende Zahl an Sonnensystemen bestehen aus mehr als nur einem zentralen Stern.



6-Kanal-Videoprojektion, virtuelles anaglyphisches Schattentheater in 8 Szenen, 09:51 min., kein Ton.

Laufzeit: 18. September 2015 – 7. Februar 2016. Eröffnung: 18. September 2015, 19h.

Die lichtsicht 5 wurde kuratiert von Prof. Peter Weibel und Idis Hartmann.

Projektassistenz: Miriam Seidler, Wonbaek Shin, Jun Park | 4D-Modell: Fachbereich für Mathematik und Informatik der FU Berlin.



stera skiaZur Biennale ist ein Katalog mit Texten von Idis Hartmann und Peter Weibel im Kehrer Verlag erschienen.



sterea skia am Haus der elektronischen Künste, Basel

Das HeK zeigt im Rahmen der Regionale 17 zusammen mit 18 anderen Institutionen zeitgenössische Kunst aus der trinationalen Region. Die Ausstellung Die zweite Natur. Künstlerische Naturreflexionen im digitalen Zeitalter reflektiert natürliche Phänomene mit digitalen und elektronischen Mitteln und bringt deren sensorische Eigenschaften in den Ausstellungsraum. Die Besucher tauchen ein in Wälder, Wolken und Sternenfelder: In eine zweite Natur, die die Künstler selbst erschaffen. Unsere heutige Wahrnehmung ist geprägt von der Digitalität unserer Zeit und beeinflusst entsprechend unseren Blick auf die Natur. Das Natürliche lässt sich beinahe nahtlos durch Technologien abbilden und rekonstruieren, was die Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung uns teils humorvoll, teils sinnlich bewusstmachen.
Sterea skia wird in der Ausstellung als 3-Kanal-Projektion präsentiert. Für die Projektion mit einer rot-blauen Doppelsonne hat Tim Otto Roth die Himmelsorientierung der Projektionswand in das Schattenszenario aufgenommen und simuliert den winterlichen Sonnenverlauf über Basel am Eröffnungstag. In dem so erschaffenen virtuellen Schattentheater kann der Betrachter Alltagsszenen zwischen Natur und Kultur auf eine völlig neue Art und Weise erleben.

3-Kanal-Videoprojektion, virtuelles anaglyphisches Schattentheater, Tages- und Nachtszene, 3:20 min., ohne Ton. Laufzeit: 27. November 2016– 8. Februar 2017. Eröffnung: 26. November 2016, 17h..

Die Ausstellung Die zweite Natur wurde kuratiert von Alexandra Adler und Sabine Himmelsbach.

Raumkonzepte

Sterea skia ist eine Arbeit, die Räume verwandelt und Räume gestaltet. So entwirft Tim Otto Roth immer wieder neue Präsentationsformen, die auf den jeweiligen Ausstellungsraum abgstimmt sind. Dabei ist bereits die Projektionsfläche nicht zwangsläufig flach, sondern kann auch skulpturale Züge annehmen.

XX oder der 'Mummelsee in der Pfanne', Städtische Gallerie Offenburg 2016

Mit dieser Präsenation in der Städtischen Galerie Offenburg ließ Tim Otto Roth die Besucher sprichwörtlich im Wald stehen, allerdings nicht zwischen den Bäumen selbst, sondern inmitten der Baumschatten. Im Computer wurde der Museumsraum mit winterlich-blattlosen Bäumen gefüllt und dann mit einer roten und einer blauen Lichtquelle vom Zentrum aus beleuchtet. Die Wände wurden so zur Projektionsfläche. Die Schatten, die die Bäume werfen, werden auf Textilbahnen gedruckt und als Stoffwand u-förmig im Raum schwebend präsentiert. Durch eine Rot-Blau-Brille betrachtet lösen sich die Schatten von der Fläche und werden zu räumlichen Schattenkörpern, die vor oder hinter die Bildfläche treten. Der Besucher steht zwischen den Bäumen und sieht die Präsentation aus dem Innenraum heraus.

Die Arbeit für die Ausstellung in der Städtischen Galerie Offenburg wurde in Zusammenarbeit mit der Firma Alfred Apelt GmbH in Oberkirch realisiert. (Photo: Wilfried Beege)

Neujahrsedition 2015/16

Für die Neujahrsedition hat Tim Otto Roth eine Karte mit einem Schnittbogen entworfen, die den Empfänger dazu einlädt, das Spiel mit dem Raum aktiv nachzuvollziehen. Der aufgefaltete Würfel wird aus der Karte ausgeschnitten und zusammengebaut. So entsteht der im Computer simulierte Schattenraum neu und kann quasi von außen betrachtet werden.





Wandarbeit

Für die Ausstellung Light from the Other Side im Goethe Institut in Washington hat Tim Otto Roth das Waldmotiv als Wandarbeit entwickelt. Das Baummotiv nimmt die ganze Breite der Wand ein und zieht so den Betrachter in seinen Bann. Dabei geht Tim Otto Roth in dieser Arbeit aber so vor, dass er eine räumliche Projektion, wie für den Museumsraum in Offenburg entwickelt, auffaltet und damit die räumliche Struktur in der Fläche präsentiert.

Obstruction. Eine Hommage an Man Ray, Goethe Institut Washington 2016

Mit der Videoarbeit Obstruction zeigt Tim Otto Roth in der Ausstellung Light from the Other Side im Goethe Institut in Washington erstmals eine Arbeit im Kontext des sterea skia-Zyklus, die eine Installation nachmodelliert, um deren Schattenwurf zu rekonstruieren. Mit der Hommage an den Künstler Man Ray hat er dessen Mobile Obstruction von 1920, das aus ineinander hängenden Kleiderbügeln besteht, im Computer nachgebaut. Die Schatten des Mobiles drehen sich nicht nur, sondern treten durch das besondere Verfahren zum Greifen nahe in in den Raum. Wendy Grossmann, die die Eröffnungsrede für die Ausstellung in Washington hielt, konstatierte, dass Tim Otto Roth die Ideen Man Rays konsequent für das 21.Jahrhunderts fortentwickelt.

Wendy Grossman beim Publikumsgespräch mit Tim Otto Roth zur Ausstellungseröffnung in Washington.

Polaroid

Die Schatten für sterea skia werden nicht nur im Computer simuliert, Tim Otto Roth hält Schatten für diesen Werkzyklus auch direkt auf lichtempfindlichem Material fest. Die Polaroid-Serie zeigt, dass die Belichtung mit einer roten und blauen Lichtquelle nicht nur in der Computeranimation, sondern auch analog möglich ist. Der 3D-Effekt stellt sich auch bei diesen Unikaten ein. Besonders dabei ist, dass sich die Hängung der Polaroids variabel ist. Einmal klappt der Raum nach hinten, dreht ma das Bild auf den Kopf, klappt der Raum nach vorne. Wo aus Platzgründen keine raumfüllenden Arbeiten gezeigt werden können, sind diese kleinen Unikate in unterschiedlichen Zusammenstellungen eine hervorragende Alternative.


Auswahl aus einer Gruppe von neun Polaroids, die im Frühjahr 2016 im Rahmen der Ausstellung XX oder der 'Mummelsee in der Pfanne' in der Städtischen Galerie Offenburg zu sehen waren.

Sun on Stage im Rahmen von 100 jahre bauhaus. Das Eröffnungsfestival
16. bis 24. Januar 2019 in der Berliner Akademie der Künste

Flache geometrische Figuren wandern in einer Panoramaprojektion über die 10,50 Meter breite diagonale Projektionswand, die den Besucher am Eingang zur Ausstellung Licht.Schatten.Spuren in der Halle 3 begrüßt. Erst beim Aufsetzen einer 3D-Brille werden die Betrachter*innen eines äußerst subtilen räumlichen Spiels gewahr: Die formal flachen Objekte scheinen vor der Projekt­ionsfläche zu schweben, Rechtecke werden nicht nur größer und kleiner, sondern verändern ihre Tiefendistanz zueinander. Dieses Spiel mit geometrischen Figuren erinnert an die "Rhythmus" Filme von Hans Richter aus den 1920er Jahren, aber auch zahlreiche Anspielungen zu Ludwig Hirschfeld-Macks Farblichtspiel, Oskar Schlemmers Bühnenraumkonzept oder Moholy-Nagys Lichtrequisit für elektronische Bühne (später auch als "Licht-Raum-Modulator" bezeichnet), sind zu erkennen, die nicht nur durch die Schatten, sondern auch durch bauhausfremde Motive aber auch die partielle klangliche Untermalung mitunter ironisch gebrochen werden.

Das von Tim Otto Roth als Auftragsarbeit für das Eröffnungsfestival entwickelte schatten-morphotische Raumspiel greift somit Anregungen der Bauhausästhetik auf, entwickelt aber im Spiel mit den geometrischen Formen eine neue Dimension. Gibt sich doch Sun on Stage nicht mit der zweidimensionalen Verfasstheit von Schatten zufrieden, sondern lässt durch die Doppelprojektion mit rotem und blauem Licht den inhärent im Schatten angelangten Raum als dreidimensionale Figur greifbar werden. Dank Computeranimation treibt Roth das Spiel sogar noch in höherdimensionale Räume fort: Die Serie der projizierten geometrischen Körper umfasst auch vierdimensionale Körper, wie den Hyperwürfel, mit dem sich auch Theo van Doesburg bereits beschäftigte. In einer räumlichen Spur wird schließlich auch die Dimension der Zeit verdichtet, indem sich ganze Bewegungsabläufe zu Schattenfigurinen komponieren. Das in sieben motivische Sätze gegliederte Werk Sun on Stage macht sich für eine Schattenart stark, die bei all der Euphorie für das künstliche Licht, wie sie auch am Bauhaus herrschte, in der Neuzeit zusehends aus dem Blick geriet: das natürliche Licht der Sonne. Das Kunstwerk führt auf faszinierende Weise vor Augen, dass Schatten im parallelen Licht der Sonne auf gänzlich andere Weise perspektivisch funktionieren. Auf diese Besonderheiten wird Tim Otto Roth auch in seinem Vortrag Die vergesssenen Schatten auf dem begleitenden Symposium "100 Jahre Bauhaus Experimentierfeld Bauhausbühne" am 20. Janauar 2018 in der Adk zu sprechen kommmen.

Eine Auftragsarbeit für 100 Jahre Bauhaus. Künstlerischen Leiterin: Bettina Wagner-Bergelt


Eine Ausstellung von Tim Otto Roth in der Kunsthalle Jesuitenkirche, Aschaffenburg.
7. März 2020 - 16. August 2020

Im Rahmen der Ausstellung Logische Phantasien in der Kunsthalle Jesuitenkirche Aschaffenburg zeigt Tim Otto Roth mit scarbo pirouettant erstmals eine Arbeit, in der er gemeinsam mit der Tänzerin Zuzana Zahradnikova Schatten in den drei Gewölben des Sakralbaus zum Leben erweckt.

Einige Impressionen aus der Ausstellung:

Für die im Rahmen der Ausstellung zu sehenden Arbeiten hat sich Roth von den Schadographien ebenso anregen lassen wie von Christian Schads Quelle, dem Prosagedicht Gaspard de la Nuit von Aloysius Bertrand (1807–1841). Dieser im November 1842 postum erschienene Text wurde von seinem Autor selbst durch den Untertitel Fantasiestücke in Rembrandts und Callots Manier nicht nur in die Tradition bildender Künstler gestellt, die meisterhaft mit Hell und Dunkel arbeiteten, zugleich wird damit auch eine literarische Spur zu E.T.A. Hoffmann (1776–1822) gelegt, der in seinen Erzählungen die Charakteristik der Stiche Callots (1592–1635) nachahmt: Die sich langsam aus dem Dunkel schälenden Figuren werden in der Fiktion zum Leben erweckt. Aber es ist nicht nur die Frage nach der Wahrnehmung, die Bertrand in seinen phantastischen Prosaskizzen beschäftigt, sondern auch die Frage nach der Essenz von Kunst. Sucht der französische Autor die Antwort in seinem Metier, so versteht auch Tim Otto Roth den Zyklus sterea skia als ein aisthetisches Experiment, das ein alltägliches Phänomen wie den Schatten den Zwängen der Gewohnheitslogik entreißt.

Katalog zur Ausstellung

Zur Ausstellung ist ein Katalog mit Beiträgen von Sebastian Baden, Thomas Richter and Barbara Maria Stafford im Kehrer Verlag erschienen.
Graphik: Sascha Fronczek.
Ausstellungsdokumentation: Stefan Stark, PhotoProduction.


Nymphomania. Eine anaglyphische Schattenoper in 9 Szenen

Mit Nymphomania stellt Tim Otto Roth eine neue Schattenmetamorphose vor, die am 18. September 2022 ab 20 Uhr anlässlich der Kulturmeile auf die Sammlung des HAUM reagiert. In einer Großprojektion von 4,50 auf 8 Metern auf der Parkseite des Museums leuchten virtuelle Lichtkegel auf und überdimensionalen Schatten antiker Figuren treten in Erscheinung. Die an Ovids "Metamorphosen" angelehnten Figuren Daphne, Apollo und Amor bewegen sich teils extrem verlangsamt zu den sich polyphon schichtenden Klängen von bis zu fünf Stimmen, die mit dem zum Weinen auffordernden "Piangete" wehklagend das Schicksal der sexuell bedrängten Nymphe Daphne schildern.

Alte Meister

Der ambivalente, bewusst nicht personalisierte Titel "Nymphomania" verweist auf ein Kapitel der Musik- und Kunstgeschichte, das Tim Otto Roth bei seinem ersten Besuch des HAUM förmlich in die Augen stach. Nicht nur in bestimmten Gemälden sondern auch in Skulpturen der Sammlung zeigt sich, dass die klassische Kunstgeschichte nicht ausschließlich, aber immer wieder auch eine Geschichte der Ästhetisierung und Glorifizierung sexueller Übergriffe ist.

Bronzeplastik Daphne und Apollo.

Auch die dem Franzosen Francois Lespignola (1644-1705) zugeschriebene Bronzeplastik Daphne und Apollo aus der Sammlung des Herzog August Ulrich Museum ist in dieser Tradition zu sehen. Nach einem Streit mit Amor wird Apollo von einem goldenen Pfeil getroffen, der ihm mit Liebe zu Daphne erfüllt. Die junge Nymphe trifft Amor aber mit einem Pfeil aus Blei, sodass diese die Gefühle von Apollo nicht erwidert. Der von sexueller Begierde getriebene Apollo verfolgt die kaum bekleidete Nymphe, deren Hände sich bereits in Zweige zu verwandeln beginnen. Ihr Vater, der Flussgott Peneios, weiß sich nicht anders zu helfen, als seine Tochter in einen Lorbeerbaum zu verwandeln. Der Gott der Dichtung und der Musik Apollo verehrt seitdem den Lorbeerbaum, dessen Blätterkranz nun sein Haupt ziert.

Musikalische Bearbeitung

Ausgehend von der ersten komplett erhaltenen Oper – Marco da Gaglianos La Dafne (Uraufführung 1608) – gestaltet Tim Otto Roth eine Szenenfolge, die die Geschichte als in den Bewegungen extrem verlangsamte Schattenchoreographie zeigt. Musikalisch arbeitet Tim Otto Roth wie auch im Gesamtkonzept mit einer extremen Verlangsamung als retardierendem Moment. Eine madrigalartige Partie aus der sechsten Szene aus der Partitur von Marco da Gagliano wurden von Roth arrangiert und mit dem langsamen Tempo von 48 Schlägen pro Minuten u.a. mit SängerInnen und einem Streichinstrumentalisten eingespielt. Die Abspielgeschwindigkeit variiert in den einzelnen Szenen und wird um bis zu 25 Prozent verlangsamt. Die Verlangsamung der Abspielgeschwindigkeit erzeugt ein leichtes Vibrieren in den polyphon sich schichtenden Stimmen. Die zweite Stimme des Chors wurde um eine Quarte höher eingespielt und erklingt durch die computerbearbeitete Verlangsamung in ihrer ursprünglichen Höhe. Diese Stimmen erhalten so ein eigenes Timbre, das in Kombination mit der Verlangsamung dem frühneuzeitlichen Stück eine besondere Note verleiht. Neben der bearbeiteten Originalpartitur arbeitet Roth mit einem elektroakustischen Einsprengsel: In der extrem verlangsamten Aufnahme aus der holzverarbeitenden Industrie, das an ein tiefes, röchelndes Atmen erinnert, findet er ein Äquivalent für die gerettete, aber ihre Gestalt beraubten Daphne.

Team

Idee, musikalische Bearbeitung und künstlerische Umsetzung: Tim Otto Roth
Gesang: Svea Schildknecht (Sopran), Neal Banerjee (Tenor)
Tanz: Zuzana Zahradníková (Syrinx, Daphne, Apollo), Lowen Größle (Amor)
Instrumentierung: Gambe, Theorbe (beide elektronisch), "Violinbaß" Jonah Größle

18. September 2022, 20 Uhr, Kulturmeile Braunschweig

News

18. September 2022, 20 Uhr, Kulturmeile Braunschweig


Im Rahmen der Kulturmeile in Braunschweig zeigt Tim Otto Roth die anaglyphische Schattenoper Nymphomania. Die zehn Szenen nehmen Bezug auf die Bronzeplastik Daphne und Apoll, die dem Franzosen Francois Lespingola zugeschrieben wird. In einer Großprojektion von 4,5 auf 8 Meter sind die Schattenszenen ab 20 Uhr auf einer Leinwand zum Museumspark hin zu sehen.
Um 19 und um 21 Uhr finden im Foyer des Apoll Künstlergespräche mit Tim Otto Roth statt, in denen der Dialog zwischen zeitgenössicher Kunst und Alten Meistern thematisiert wird.


Kunsthalle Jesuitenkirche, Aschaffenburg.
7. März 2020-16. August 2020

Im Rahmen der Ausstellung Logische Phantasien in der Kunsthalle Jesuitenkirche Aschaffenburg, zeigt Tim Otto Roth mit scarbo pirouettant erstmals eine Arbeit, in der er gemeinsam mit der Tänzerin Zuzana Zahradnikova Schatten in den drei Gewölben des Sakralbaus zum Leben erweckt. Die besondere Herausforderung für die Tänzerin bestand darin, ihre Bewegungen nicht mit dem Blick in den Spiegel zu prüfen, sondern über die Schatten, die sie beim Tanzen auf den Boden wirft. Nur die Schatten der im Computer animierten Bewegungen drehten sich in den Gewölben des Sakralbaus.

16.-24. Januar 2019
Im Rahmen der Ausstellung LICHT.SCHATTEN.SPUREN, die von Bettina Wagner-Bergelt für des Eröffnungsfestivals zum Bauhausjahr konzipiert wurde, präsentiert Tim Otto Roth in der Akademie der Künste in Berlin sein neues Schattentheater Sun on Stage. Es entspringt seiner intensiven Auseinandersetzung mit den Protagonisten des Bauhauses und greift in sieben Szenen verschiedenen Motive aus deren Arbeiten aus. So sind Szenen aus Hans Richters Rhythmusfilmen ebenso zu erkennen wie Anspielugnen auf Ludwig Hirschfeld-Macks Farblichtspiel, Oskar Schlemmers Bühnenraumkonzept oder Moholy-Nagys Lichtrequisit für elektronische Bühne. Weitere Informationen finden Sie hier.

28. September 2018 – 13. Januar 2019
Ein weiterr anaglyphischer "Hack" des VolxTV: ist in der Austellung

30. September - 25. Oktober 2017
Premiere von drei "sterea skia"-Arbeiten im Rahmen von "Phenomenological Lightworks", einer Gruppenausstellung zusammen mit Sheila Pinkel (US) und Theopisti Stylianou-Lambert & Omiros Panayides (CY) am NeMe Arts Center in Limassol (Zypern). Zu sehen ist rotierender anaglyphischer Schatten eines Tesseracts, der über die Ecke projiziert mit dem Ausstellungsraum spielt. Zum ersten Mal sind Videos aus dem Zyklus "Schatten.Zeit.Räume" (2013) zu sehen: Mit einer besonderen Technik verwandeln sich die Baumkronen eines Waldes in ein irritierendes räumliches Seherlebnis. Zudem wandelt sich ein "gehackter" VolxTV von Jördis Drawe and Uwe Schüler zu einem Schattenraumtheater en miniature.

27. Novemer 2016 - 8. Januar 2017: Das HeK zeigt im Rahmen der Regionale 17 zusammen mit 18 anderen Institutionen zeitgenössische Kunst aus der trinationalen Region. In der Ausstellung Die zweite Natur. Künstlerische Naturreflexionen im digitalen Zeitalter ist eine 3-Kanal-Videoprojektion von Tim Otto Roth zu sehen.


9.November 2016 - 13. Januar 2017: Gleich zwei neue Versionen sind im Rahmen der US-Premiere von sterea skia sind in der Ausstellung Light from the Other Side im Goethe Institut in Washington zu sehen. Neben einer Wandarbeit mit Baumschatten ist mit Obstruction erstmals eine Hommage an den Künstler Man Ray zu sehen.



19.Februar-29.Mai 2016: Sterea skia war in der Einzelausstellung XX oder der 'Mummelsee in der Pfanne'zu sehen. Neben neun Polaroidarbeiten hat Tim Otto Roth war sterea skia raumfüllend auf Stoff gedruckt zu sehen. Mehr zu der musealen Ausstellung, die vom 19. Februar - 29. Mai 2016 im Offenburger Kulturforum zu sehen war, unter: www.imachination.net/xx



Premiere: Anlässlich der von Peter Weibel, ZKM Karlsruhe, kurratierten Projektions-Biennale lichtsicht 5 in Bad Rothenfelde wurde sterea skia erstmals gezeigt.

Medienecho

5 January 2017, In the Galleries, review by Mark Jenkins, The Washington Post

3 January 2017, Die Natur im digitalen Zeitalter ist im Haus der Elektronischen Künste Basel zu sehen, by Jürgen Scharf, Südkurier

13 December 2016, At the Goethe-Institut, a New Approach to 3D Photography, by Louis Jacobson, Washington City Paper

8 December 2016, Roth in Basel und Washington - aus Oppenau in die Welt, Badische Zeitung

29 November 2016, Perspektivenwechsel mit Tim Otto Roth - Oppenauer Konzeptkünstler stellt in Basel aus, Acher-Rench-Zeitung

November 2015 Lichtsicht, Vol. 237 Kunstforum 2015.

7 October 2015 Es werde Licht!, Emmanuel van Stein, Kölner Stadtanzeiger

25 September 2015 Licht aus, Spot an!, WDR 5

22 September 2015 Lichtsicht 5, projection biennial, by Michelle van der Veen, museumlifestyle

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